Pro Jahr erfüllt mehr als jeder vierte Erwachsene in Deutschland die Kriterien einer psychischen Erkrankung. Zu den häufigsten Krankheitsbildern zählen Angststörungen, Depressionen und Abhängigkeitserkrankungen. Für die Betroffenen wie auch ihre Angehörigen sind diese Erkrankungen mit einem erheblichen Leidensdruck und massiven Einschränkungen im sozialen wie beruflichen Leben verbunden. Und doch sind seelische Erkrankungen noch häufig schambesetzt, über sie wird noch immer weniger offen gesprochen als z.B. über Herz Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Krebs. Die Karl-Jaspers-Klinik informiert mit ihrer neuen Veranstaltungsreihe „Gespräche zur seelischen Gesundheit“ verständlich und praxisnah über Themen rund um die Psyche und ihre Erkrankungen.
Vortrag Prof. Dr. Jörg Zimmermann (Klinikdirektor für Gerontopsychiatrie und Psychotherapie)
Der Begriff Sinn bezeichnet unvermeidliche menschliche Grundsituationen – Endlichkeit, Leid, Schuld, Kampf und Zufall –, die typischerweise so lange wie möglich verleugnet werden. Im Alter können sich diese Situationen jedoch zuspitzen, und ein Ausweichen wird erschwert oder unmöglich. Der Beitrag führt zunächst in das philosophische Konzept der Grenzsituation ein, wie es Karl Jaspers 1919 in der „Psychologie der Weltanschauungen“ entworfen hat, und erläutert seine besondere Bedeutung für die zweite Lebenshälfte. Abschließend werden mögliche therapeutische, existenzanalytische und seelsorgerische Umgangsweisen aufgezeigt. Auch Viktor E. Frankls Logotherapie und Existenzanalyse bieten wertvolle Anregungen im Umgang mit diesen Grenzsituationen, die er auch „Tragische Trias“ nannte.

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